Donnerstag, 12. Mai 2011

Jesus verzeiht (Teil 2)

„Wenn wir dem göttlichen Meister während der drei Jahre seines öffentlichen Lebens folgen, seinen Spuren in jener arbeits- und ergebnisreichen Zeit seines Wirkens nachgehen, so werden wir ihn ständig auf der Suche nach den Sündern finden …

… Und wie gut wird er seine Sendung als Erlöser erfüllen! Mit welchem Eifer wird er die Seelen geradezu verfolgen! Wie wird er sich herablassen bis zum tiefsten Elend des Sünders, um ihn emporzuheben zu seiner göttlichen Heiligkeit!

Jesus liebt die Sünder, denen er verzeihen will, die er losspricht. Und doch: was sind die Sünder vor Gott? … Sie sind zunächst undankbar: nachdem sie alles von Gott empfangen, mißachteten sie seine göttliche Freigebigkeit, vergaßen seine Güte und verwundeten sein Herz. Sie sich auch Empörer: als Geschöpfe zur Abhängigkeit und Unterwürfigkeit verpflichtet, haben sie das rechtmäßige und milde Joch der Herrschaft Gottes abgeschüttelt und sich selbst zu ihren alleinigen Herren gemacht. Sie sind endlich Verräter: die Herrschaft über die Welt war ihnen anvertraut; an ihnen war es, die niederen Geschöpfe alle zu betreuen und auf Gott hinzuleiten. Nun haben sie das Vertrauen Gottes mißbraucht, die Geschöpfe von ihrem Ziele abgewandt und sie in gewissem Sinn gezwungen, ihren Herrn, Schöpfer und König zu verlassen.

Und Jesus liebt sie, diese Sünder! Ja, er liebt sie. Die Liebe zu ihnen ließ ihn vom Himmel auf die Erde herabsteigen, um zu arbeiten, zu leiden und in Schmerz und Schmach zu sterben.“

(Claret de la Touche)