Donnerstag, 10. Februar 2011

Schwierigkeiten im Lehren (Teil 1)

„Jesus begegnete in seinem Lehren manchen Widerständen, Schwierigkeiten und Leiden. Aber seine Geduld war grenzenlos. Er ließ sich nicht entmutigen durch erdgebundene Einstellung der Geister, noch durch ihr langsames Begreifen oder durch grundlosen Widerspruch. Die Kritik, die Anschuldigungen, die Doppelzüngigkeit derer, die er zu unterrichten und zu belehren suchte, konnten ihn nicht überdrüssig machen. Er hatte nie seinen eigenen Ruhm im Auge, suchte nicht den Erfolg vor den Menschen. Er streute mit vollen Händen und vollem Herzen den göttlichen Samen in die Seelen und überließ dem Geist der Liebe die Sorge, ihn aufgehen und reifen zu lassen.

Er wußte, daß er mit seiner milden, aber doch auch strengen Moral manche stoßen würde. In seinem göttlichen Vorauswissen sah er, daß viele seiner Hörer den Samen des Lebens aus Nachlässigkeit verkümmern lassen oder ihn gar mit eigenen Händen herausreißen würden. Trotzdem ließ er nicht ab, stets seine göttlichen Lehren zu geben und allen die Schätze seiner Weisheit zu eröffnen.

Widerspruch, Mißachtung, Schwierigkeiten aller Art begegnen auch dem Priester, doch er darf sich nicht niederdrücken lassen …

… Vor allem aber soll er sich hüten, das Evangelium abzuschwächen unter dem Vorwand, den Geist der Welt und den Geist Christi einander nahe zu bringen. Er soll kein Christentum der Phantasie vortragen, um den menschlichen Leidenschaften entgegenzukommen. Die Wahrheiten des Evangeliums tragen in sich selbst die Kraft tiefer Wirkung auf die Seelen. Der Priester braucht sie nur zu zeigen, wie sie sind … Nie aber soll er sich herbeilassen zu unwürdigem Nachgeben, zu bloß menschlichem Vorgehen, zu schuldbarem Streben nach Erfolg für seine Person.

„Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe. Seid darum klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!“ (Mt 10,16). Diese Worte richtete Jesus an seine Apostel, an seine Priester, als er sie aussandte, um die frohe Botschaft zu verkünden. Und wie gut wußte er selbst die Einfalt und Klugheit in seinem Vorgehen zu verbinden!“


(Claret de la Touche)