Freitag, 25. Februar 2011

Schwierigkeiten im Lehren (Teil 3)

„Nach dem Beispiel seines Meisters soll also der Priester in seiner Lehrweise Klugheit und Einfalt verbinden. Will er mitten in der verdorbenen Welt, in der er leben muß, Gutes wirken, so muß er mit weltüberlegener Weisheit reden und handeln. Er sei klug in seinem öffentlichen Vortrag: weit mehr Apostel als Polemiker, viel mehr Ausspender der Gaben Gottes und Diener der Barmherzigkeit als ungestümer Welterneuerer! Der Haß wird nur durch Liebe überwunden … Sicher gilt es manchmal auch hart zu sein; aber Klugheit muß die Härte leiten, die gerechte Strenge führen und im Strafen wie auch im Verzeihen herrschen.

Der Priester sei klug in der Belehrung einzelner! Er suche die Seelen gut kennen zu lernen, bevor er ihnen Anweisung gibt. Er sei klug in der Entscheidung über Berufe, vorsichtig, wenn es gilt, die Seelen Verpflichtungen auf sich nehmen zu lassen, die ihre ganze Zukunft bestimmen und vielleicht ihr Gewissen in Unruhe versetzen können.

Der Priester sei klug vor allem in der Unterweisung, die er Mädchen und Frauen gibt ... Wieviel Unfrieden in Familien, Zwietracht unter Eheleuten, wieviel Abwege und manchmal gänzliches Verlassen des Weges der Frömmigkeit kam schon durch unklugen Rat, durch Worte, die ja im Grunde richtig und heilig waren, aber in ihrer Form mißverstanden werden konnten!

So wappne sich denn der Priester Jesu nach dem Beispiel seines göttlichen Vorbildes mit Klugheit! Er ist ebenfalls Lehrer, Lehrer der Seelen, Lehrer der Heiligkeit und Tugend. So seien also seine Worte Echo der Worte des Herrn, die ganz von Weisheit, Maß und Wahrheit getragen waren!“

(Claret de la Touche)

Dienstag, 22. Februar 2011

Die Eigenschaften der Liebe (Teil 3)

„In den letzten Tagen habe ich mich immer wieder beschäftigt mit den vier Wörtern des hl. Paulus: … die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe (der Liebe)…

Die Höhe: Die Unendliche Liebe ist zu unfaßbaren Höhen emporgestiegen …

… Sie hat sich in diesem alleinigen Gott erhoben bis zum Entschluß zur Schöpfung, bis zur Durchführung dieses erhabenen Werkes, bis zu der göttlichen Freigebigkeit, mit der die Geschöpfe bedacht worden sind …

… Diese Liebe zeigt sich in ihrer ganzen Größe, als das Wort Mensch wurde, als es Kind wurde, arm, gedemütigt und leidend; als dieses Göttliche Wort unter uns lebte in schlichter Einfachheit, in unerschöpflicher Güte, sich selber restlos schenkend. In aller Größe, als er am Ölberg die Todesangst durchlitt beim Anblick unserer Sünden, als er vor den Menschen stand, gefesselt, gegeißelt, verspottet, gekreuzigt …

… In erhabener Größe seit langen Jahrhunderten in unseren Tabernakeln, wo er sich zum Gefangenen macht, im heiligen Opfer, wo er sich ununterbrochen hingibt, in der Eucharistie, wo er unsere Speise ist …“

(Claret de la Touche)

Freitag, 18. Februar 2011

Schwierigkeiten im Lehren (Teil 2)

„Wie klug zeigte er (Jesus) sich, wenn er die Seelen einzeln unterwies! Schritt für Schritt ging er voran, ertrug ihre Schwächen, verlangte von jeder Seele nur, was sie jeweils leisten konnte, wartete mit unerschöpflicher Geduld, bis sie sich der Gnade erschloß und seiner zuvorkommenden Erbarmung antwortete. Er bereitete die Geister sachte und allmählich vor, ehe er ihnen die Wahrheit enthüllte. Er richtete den niedergeschlagenen Mut wieder auf und verlangte nichts mit Ungestüm.

Welche Klugheit auch in seinem öffentlichen Lehren! Jesus achtete stets die rechtmäßige Obrigkeit und ist ein Freund des Friedens. Durch seine Weisheit weiß er die Schlauheit seiner Feinde zu vereiteln. Nach drei Jahren, in denen er seine der Welt ganz entgegengesetzten Lehren und Gesetze vorgetragen, findet sich keine Zeuge, der gegen ihn aussagen konnte, als man ihn vor den Richtern und Behörden anklagt.

Wenn er die Laster und Irrtümer brandmarkt, nennt er nie die Namen der Schuldigen. Wie klug und rücksichtsvoll ist seine Haltung gegenüber der Ehebrecherin! Welche Zurückhaltung wahrt er in seinen Worten, wenn es gilt, die Menge über die heikelsten Gebote der Moral zu unterrichten … ohne daß dadurch beunruhigende Gedanken und Schatten geweckt würden.“

(Claret de la Touche)

Donnerstag, 17. Februar 2011

Die Eigenschaften der Liebe (Teil 2)

„In den letzten Tagen habe ich mich immer wieder beschäftigt mit den vier Wörtern des hl. Paulus: … die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe (der Liebe)…

Die Länge: die grenzenlose Dauer dieser Liebe. Zum ersten Male haben die Geschöpfe die Liebe des Schöpfers empfangen am Tage der Schöpfung; aber in Gott hatte die Liebe für das Geschöpf keinen Anfang.

Er trug die Idee der Geschöpfe seit Ewigkeit in sich selbst. Darum liebte Gott sie, noch bevor er sich schuf, und er hat sie geliebt von dem Augenblicke an, da er sie in seinen Gedanken geschaut. Hat er sie vielleicht erst in der Zeit geschaut? Hatte er nicht vielmehr ihre Idee in sich, seitdem er Gott war? Und wann fing er an, Gott zu sein?

Seit urgrauer Zeit also, ohne Anfang, hat die Unendliche Liebe alle Geschöpfe in Liebe umfaßt.

Wird er eines Tages aufhören zu lieben? Niemals! Die Liebe in Gott ist unveränderlich und ohne jeden Wechsel. Was er einmal geliebt hat, liebt er immer, und wenn er zuweilen schlägt, wenn er vernichtet, ist es immer die Liebe, die ihn leitet.

Er hat seit aller Ewigkeit geliebt und wird durch alle Ewigkeiten hindurch lieben.
Wer wird die Länge dieser Unendlichen Liebe je ermessen? Wer wird ihren Anfang festlegen und wer wir ihr ein Ende setzen? Er hat immer geliebt und wird immer lieben, durch alle Ewigkeit.“

(Claret de la Touche)

Donnerstag, 10. Februar 2011

Schwierigkeiten im Lehren (Teil 1)

„Jesus begegnete in seinem Lehren manchen Widerständen, Schwierigkeiten und Leiden. Aber seine Geduld war grenzenlos. Er ließ sich nicht entmutigen durch erdgebundene Einstellung der Geister, noch durch ihr langsames Begreifen oder durch grundlosen Widerspruch. Die Kritik, die Anschuldigungen, die Doppelzüngigkeit derer, die er zu unterrichten und zu belehren suchte, konnten ihn nicht überdrüssig machen. Er hatte nie seinen eigenen Ruhm im Auge, suchte nicht den Erfolg vor den Menschen. Er streute mit vollen Händen und vollem Herzen den göttlichen Samen in die Seelen und überließ dem Geist der Liebe die Sorge, ihn aufgehen und reifen zu lassen.

Er wußte, daß er mit seiner milden, aber doch auch strengen Moral manche stoßen würde. In seinem göttlichen Vorauswissen sah er, daß viele seiner Hörer den Samen des Lebens aus Nachlässigkeit verkümmern lassen oder ihn gar mit eigenen Händen herausreißen würden. Trotzdem ließ er nicht ab, stets seine göttlichen Lehren zu geben und allen die Schätze seiner Weisheit zu eröffnen.

Widerspruch, Mißachtung, Schwierigkeiten aller Art begegnen auch dem Priester, doch er darf sich nicht niederdrücken lassen …

… Vor allem aber soll er sich hüten, das Evangelium abzuschwächen unter dem Vorwand, den Geist der Welt und den Geist Christi einander nahe zu bringen. Er soll kein Christentum der Phantasie vortragen, um den menschlichen Leidenschaften entgegenzukommen. Die Wahrheiten des Evangeliums tragen in sich selbst die Kraft tiefer Wirkung auf die Seelen. Der Priester braucht sie nur zu zeigen, wie sie sind … Nie aber soll er sich herbeilassen zu unwürdigem Nachgeben, zu bloß menschlichem Vorgehen, zu schuldbarem Streben nach Erfolg für seine Person.

„Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe. Seid darum klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!“ (Mt 10,16). Diese Worte richtete Jesus an seine Apostel, an seine Priester, als er sie aussandte, um die frohe Botschaft zu verkünden. Und wie gut wußte er selbst die Einfalt und Klugheit in seinem Vorgehen zu verbinden!“


(Claret de la Touche)

Die Eigenschaften der Liebe (Teil 1)

„In den letzten Tagen habe ich mich immer wieder beschäftigt mit den vier Wörtern des hl. Paulus: … die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe (der Liebe). Die Liebe Gottes, die unermeßliche, grenzenlos weite Liebe konnte weder vom menschlichen Auge noch vom Blick der Seele ermessen werden.

Deshalb verdichtete der unendliche liebende Gott gleichsam seine göttliche Liebe und machte sie sichtbar im Herzen des menschgewordenen Wortes ...

Die Breite: Die Unendliche Liebe umfaßt alle Dinge. Es gibt kein Geschöpf, das die Unendliche Liebe nicht liebevoll an ihr Herz drückte. Es gibt kein einziges Geschöpf, das sie nicht von Ewigkeit gewollt, geschaut und geliebt hätte …

Da ist zunächst der Engel, dieses reinste Geschöpf, dieser unkörperliche Geist, diese Flamme lebendigen Feuers.

Dann der Mensch, der sich wesenhaft zusammensetzt aus einem Körper von Fleisch und Blut und einer unsterblichen, mit dem Licht des Verstandes und der Vernunft ausgestatteten Seele; ein wundervolles Geschöpf, das unter einer leidensfähigen sterblichen Hülle eine geistige Seele birgt, jenes geschaffene Licht, das entfacht und geheiligt ist vom göttlichen Licht.

Dann die Tierwelt, die wächst und sich mehrt unter dem Segen Gottes, sicher geführt und geleitet zu ihrem Ziel durch den wunderbaren Instinkt.

Die Bäume des Waldes, in denen der aufsteigende Lebenssaft jedes Frühjahr neue Knospen treibt.

Die Blumen des Felder, die sich neigen unter dem Hauch des Windes und blühen zur Ehre ihres Schöpfers.

Endlich auf der untersten Stufe die leblosen Wesen, die ebenfalls aus dem göttlichen Urquell ihre Gestalt und ihre Schönheit empfangen.


(Claret de la Touche)